Moin liebe Bau- und Kalkputz,

fällt es euch auch so schwer, einen Verarbeiter zu finden der mit zentfreiem Kalkputz umgehen kann? „Nein, ohne Zement im Kalkputz gibt es nur Probleme. Das dauert viel zu lange, ist schwierig zu verarbeiten und außerdem rissanfällig.“ Diese Aussage höre ich oft von Bauherren, nachdem sie mit ihrem Verputzer über einen zementfreien Kalkputz gesprochen haben. Um mit diesen Irrtümern aufzuräumen: 10 Verarbeitungstipps für Kalkputz

Wie bei anderen Putzarten auch, müssen einige grundlegende Verarbeitungsregeln beachtet werden, um ein optimales Ergebnis zu erzielen und die Langlebigkeit Ihres Kalkputzes zu gewährleisten. Hier sind die 10 wichtigsten Tipps, für die erfolgreiche Verarbeitung von Kalkputzen:

1.) Untergrundvorbereitung:

Der Untergrund muss stimmen! Achten Sie auf einen sauberen, trockenen, saugfähigen und tragfähigen Untergrund, der frei von Schmutz ist.

2.) Putzaufbau:

Nicht jeder Putz ist für jeden Untergrund geeignet! In einem Gebäude werden verschiedene Materialien verwendet. Ziegel, Beton, Gipskartonplatten, Putzträgerplatten und vieles mehr. Auf diese unterschiedlichen Untergründe muss der Putzaufbau abgestimmt werden, auch wenn es sich nur um Teilbereiche einer Wand handelt.

3.) Anmischen:

Auf das richtige und stets gleichbleibende Mischungsverhältnis von Kalkputzpulver und Wasser ist zu achten, um eine homogene und geschmeidige Masse zu erhalten. Zu viel Wasser kann zu Rissen führen, zu wenig Wasser zu ungenügender Haftung.

4.) Schichtdicke:

Kalkputz in einer dem Produkt und dem Verwendungszweck angemessenen Schichtdicke auftragen. Grundputze im Innenbereich werden in der Regel 15 mm dick aufgetragen. Im Außenbereich 20 mm. Unebene Untergründe sind vorzuputzen, damit eine gleichmäßige Grundputzschicht aufgetragen werden kann. Bei Putzdicken über 20 mm ist mehrlagig zu arbeiten. Oberputze sollten pro Schicht die 3-fache Kornstärke nicht überschreiten. Zu dünne Putzschichten erhöhen die Gefahr des Aufbrennens, zu dicke Putzschichten neigen zur Rissbildung.

5.) Feuchtigkeit:

Saugende Untergründe müssen vorgenässt werden. Je nach Saugfähigkeit kann ein mehrmaliges Vornässen mit dem Gartenschlauch erforderlich sein. Auch bereits aufgetragener Kalkputz muss in den ersten Tagen nach dem Auftragen vor zu schnellem Austrocknen geschützt werden. Deshalb vor Zugluft und direkter Sonneneinstrahlung schützen und gegebenenfalls nachwässern. Den aufgetragenen Kalkputz feucht halten, um ein zu schnelles Abbinden zu vermeiden und eine optimale Kristallisation zu ermöglichen.

6.) Temperatur:

Bei der Verarbeitung und Trocknung von Kalkputzen spielt auch die Temperatur eine Rolle. Grundsätzlich sollten Kalkputze nicht bei Temperaturen unter +5 °C und über +28 °C verarbeitet werden. Dabei ist nicht nur die Lufttemperatur, sondern auch die Untergrundtemperatur der Bauteile zu berücksichtigen. Idealerweise liegt die Temperatur zwischen 15° C und 20° C.

7.) Trennschichten:

Bei der Verarbeitung von Kalkputzen kann sich eine Sinterhaut bilden. Diese vermindert die Feuchtigkeitsaufnahme und verschlechtert die Putzhaftung nachfolgender Putzschichten. Deshalb sollte der Kalkputz am Tag nach dem Auftragen mit einem Gitterrabot abgerieben werden. Dadurch wird die Sinterhaut entfernt und Unebenheiten können ausgeglichen werden.

8.) Armierungen:

Wie bei jedem Putzsystem gibt es auch bei Kalkputzen Bereiche, die armiert werden müssen. Eine Armierung ist erforderlich bei Materialwechsel, Plattenuntergründe, Risse im Untergrund, Maueröffnungen (Diagonalarmierung), kritische Untergründe, Mauerschächte und Schlitze. Ob das Armierungsgewebe in den Grundputz eingebettet oder als zusätzliche Armierungsschicht aufgebracht wird, spielt keine große Rolle. Eine Ausnahme bildet die Fassade. Hier muss eine zusätzliche Armierungsschicht auf den Grundputz aufgebracht werden.

9.) Trocknungszeit:

Achten Sie auf eine ausreichende Trocknungszeit zwischen den einzelnen Putzlagen, um z. B. Risse zu vermeiden. Kalkputze benötigen je nach Temperatur und Luftfeuchtigkeit ca. 24 Stunden Trocknungszeit pro Millimeter Putzdicke.

10.) Schutzmaßnahmen:

Schutzmaßnahmen haben wenig Einfluss auf die Verarbeitung von Kalkputz, sind aber dennoch wichtig. Staubmaske, Schutzbrille und Handschuhe tragen. Frischer Kalkmörtel ist stark alkalisch und kann zu Verätzungen der Haut oder der Augen führen. Nicht zu beschichtende Bauteile gut abdecken. Selbst Glas kann Schaden nehmen, wenn es längere Zeit mit dem Kalkputz in Berührung kommt.

Die Beachtung dieser Hinweise ist für das Gelingen eines Kalkputzes von entscheidender Bedeutung. Befolgen Sie diese Schritte, um ein qualitativ hochwertiges Ergebnis und dauerhafte Zufriedenheit zu erzielen. Und seien wir ehrlich, die Verarbeitung eines Kalkputzes unterscheidet sich nicht wirklich von der eines Kalk-Zementputzes.

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Nachhaltige Grüße aus Marktbreit

Gerold Engist und das Team von NATÜRLICH KALK®