Wenn es darum geht natürliche und somit hoch diffusionsoffene Kalkputze mit einem Anstrich zu versehen, kommt als ideale Lösung nur Kalkfarbe in Frage – zumindest wenn es um den Innenbereich geht. Alle anderen am Markt erhältlichen Anstrichstoffe dichten die Oberfläche ab oder weisen andere Nachteile auf. Deshalb beschränkt sich dieser Beitrag auf Kalkfarben und wie diese verarbeitet werden.  Wichtig dabei, auch wenn ich allgemein den Begriff Kalkfarben verwende, es sind immer hochwertige Sumpfkalkfarben gemeint.

Bevor wir zur Verarbeitung kommen, gibt es aber erst noch ein paar Randinformationen.

 

Kalkfarbe im Detail

Bei der Kalkfarbe handelt es sich um eine mineralische Farbe, die sowohl für den Innenbereich wie auch im Außenbereich eigesetzt werden kann. Dank Kristallisierung verbindet sich der Kalkanstrich untrennbar mit mineralischen Untergründen. Die hohe Diffusionsfähigkeit sorgt für ein angenehmes und wohngesundes Raumklima. Die hohe Alkalität wirkt schimmelwidrig und bakterizid. Aber Achtung, nich alles was glänzt ist Gold. Es gibt viele Produkte die nur dem Namen nach einer Kalkfarbe entsprechen. Die Industrie nutzt den Wunsch nach gesundem Wohnraum um Produkte zu verkaufen.

Hergestellt wird Kalkfarbe aus gebranntem Kalkstein, der unter Zugabe von reichlich Wasser gelöscht wird. Dadurch entsteht ein pastöser Brei, der sogenannte Sumpfkalk. Richtig verarbeitet, ist ein Kalkanstrich wischfest und somit nicht kreidend. Durch das Beimischen ausgesuchter Zusätze, entstehen Biofarben, die sich gut verarbeiten lassen und für ein ideales Raumklima sorgen.

 

Zusätze für Kalkfarben

 

Pigmente

Wer es eher bunt mag, kann die Sumpfkalkfarbe durch das Beimischen von Pigmenten abtönen. Verwendet werden kalkechte Pigmente, die zuvor für 4-5 Stunden eingesumpft werden. Dazu die Pigmente mit etwas Wasser mischen und zu einem geschmeidigen Teig verrühren. Es können bis zu 5% Pigmente zugegeben werden.

 

Kasein

Hier scheiden sich die Geister. Der ‚Running Gag‘ bei uns daheim (immer wenn es Quark gibt), ist: „Quark gehört aufs Brot und nicht in die Farbe!“. (Habe ich in Beratungsgesprächen wohl schon häufiger verwendet ;)

Tatsächlich birgt mir die Zugabe zu viele Nachteile, weshalb ich Kasein grundsätzlich ablehne. Die Farbe lässt sich besser verarbeiten, ist dafür aber nicht mehr lange haltbar und auch nicht mehr schimmelwidrig. Deshalb werde ich nicht näher auf Kasein als Zusatz eingehen.

 

Leinöl

Durch die Zugabe von Leinöl wird die Streichfähigkeit verbessert, indem die Saugfähigkeit reduziert wird. Bei ungünstigen Untergründen wird durch die Zugabe von Leinöl zudem die Wischfestigkeit erhöht. Bei freskalen Anstrichen kein Leinöl in die erste Lage mischen!

 

 

Kalkfarbe verarbeiten

 

Kalkfarben sind nur für saugfähige Untergründe wie Kalk-/Kalk-Zement- und /-Lehmputze geeignet. Nicht saugfähige Untergründe müssen durch entsprechende Grundierungen und/oder Spachtelmassen entsprechend vorbereitet werden.

 

Vor dem Kalkanstrich muss der Untergrund angefeuchtet werden. Eine Ausnahme bildet die Freskotechnik, weil hierbei frischer, bereits angestreifter Putz mit Kalkfarbe beschichtet wird.

Zum Auftragen der Farbe ist eine Bürste deutlich besser geeignet als eine Walze. Mit der Bürste kann die Kalkfarbe gleichmäßig in den Untergrund einmassiert werden ohne zu viel Material aufzubringen. Zuviel Material ist übrigens einer der häufigsten Fehler bei der Verarbeitung von Kalkfarben. Weil frisch aufgetragener Sumpfkalk fast transparent erscheint, wird viel zu dick gestrichen. Wer Kalkfarbe verarbeitet, hat in der Regel auch schon mal eine herkömmliche Farbe verarbeitet und erwartet deshalb ein sofortiges Ergebnis. Aber egal wie dick gestrichen wird, die Deckkraft wird erst nach dem Trocknen sichtbar. Deshalb nie zu viel Material aufbringen und lieber zwei, drei oder vier dünne Lagen aufstreichen. Vor dem Auftragen einer weiteren Farbschicht sollte 24 Stunden gewartet werden.

Extrem wichtig ist, dass Kalkfarbe nicht zu schnell trocknet. Deshalb Untergründe vornässen und bei Bedarf auch den Anstrich mit einem feinen Wassernebel nachwässern. Zu schneller Feuchteentzug führt zu kreidenden und wenig robusten Oberflächen. Kalkfarbe benötigt ebenso wie Kalkputz Feuchtigkeit um CO² aufnehmen zu können. Ohne CO² keine Carbonatisierung (Kristallbildung) und somit keine Aushärtung. Die Farbe würde lediglich austrocknen (aufbrennen) und daher stark kreiden.

Es ist deshalb extrem wichtig, den Anstrich vor zu schnellem Feuchteentzug zu schützen!

Wer Zeit hat, sollte die Streicharbeiten bei Temperaturen von + 8°C bis + 20°C ausführen und dabei auf eine Luftfeuchtigkeit zwischen 60%-70% achten. Wenn das nicht möglich ist, muss nachgewässert werden. Aber Achtung: Zu viel Feuchtigkeit führt zur Versinterung der Oberfläche und somit zu Glanzstellen.

 

Die Verarbeitung von Kalkfarbe ist sicher etwas aufwändiger als ein Anstrich mit Dispersionsfarbe. Dafür wirst du aber mit Oberflächen begeistert, die voller Leben und Leuchtkraft stecken.

 

Bei Fragen zu Kalkfarben oder anderen natürlichen Baustoffe einfach melden. Mein Team und ich helfen gerne weiter.

 

 

Nachhaltige Grüße aus Marktbreit

Gerold Engist und das Team von NATÜRLICH KALK®